Susanne Schaper: Dieser Haushaltsentwurf kürzt der Gesellschaft den sozialen Kitt weg — dem kann die Linke nicht zustimmen
Zur ersten Lesung des Regierungsentwurfs für den Doppelhaushalt 2025/2026 erklärt die Vorsitzende der Fraktion Die Linke im Sächsischen Landtag,Susanne Schaper:
„Dieser Haushalt brächte vielen zivilgesellschaftlichen Vereinen sowie Initiativen kein Aufatmen: Sie bekämen Planungssicherheit nur in dem Sinne, dass ihr Tod sicher ist. Auch in der Jugendarbeit, bei Krankenhäusern, bei der Kultur oder der Integration würde dieser Entwurf unersetzbare Strukturen zerstören. Er kürzt der Gesellschaft den sozialen Kitt weg. Gleichzeitig würden jenen die Beine weggehauen, die vielerorts der extremen Rechten entgegentreten. Welchen Eindruck würde solch ein Kürzungshaushalt auf Menschen machen, die sehen, wie Milliardäre reicher werden und sich sogar Regierungen kaufen, wie bei Trump? Diesem Regierungsentwurf können wir als Linke nicht zustimmen!
Haushaltsdebatten kreisen meist um die Frage, wofür der Staat Geld ausgibt. Aus Sicht der Linken müssen wir aber zuerst über die Einnahmen sprechen. Die dringlichste Aufgabe lautet, enorme Einkommen, Vermögen und Erbschaften gerecht zu besteuern. Auf der Bundesebene wurde zudem auch mit Zustimmung der CDU ein erster Schritt getan, um die sogenannte Schuldenbremse abzuschaffen. Der sächsische Anteil an den 500 Milliarden Euro für Investitionen kommt für das Haushaltsjahr 2025 aber wohl zu spät. Wir müssen unabhängig davon auch im Freistaat die Investitionsbremse lösen und alle Spielräume nutzen, die sich durch die Grundgesetzänderungen auftun.
Die Staatsregierung müht sich aber weiter, die Staatsfinanzen als Katastrophe darzustellen. Das Parlament soll sich bitte schön die Fesseln anlegen, die ihr von der Regierung feierlich überreicht werden, und den Finanzrahmen akzeptieren. Wir als Linke sind dazu nicht bereit. Wir wollen, dass der Freistaat Kredite aufnimmt. Gerade im Handelskrieg, der nicht nur unsere Autoindustrie massiv trifft, sind Investitionen unverzichtbar, um Jobs zu sichern.
Es ist vernünftig, den Beamtenpensionsfonds langsamer zu füllen, die Corona-Kredite später zu tilgen und Vorhaben wie die Grenzpolizei abzublasen. Doch das allein löst die Probleme nicht. Selbst gleichbleibende Ausgaben bedeuten eine Kürzung — Inflation und Lohnerhöhungen engen den Spielraum ein. Als verantwortungsvolle Opposition sind wir bereit, mit allen demokratischen Fraktionen Lösungen zu suchen. Aber wir werden unsere Prinzipien nicht aufgeben. Die Demokratie ist akut bedroht und immer mehr Menschen verlieren das Vertrauen in den Staat. Da mit einer Machete auf die gewachsene soziale Landschaft loszugehen, ist unverantwortlich. Wir müssen die soziale Basis der Gesellschaft erhalten und sollten Soziales, Gesundheit und Krankenhäuser, Kultur und Kita auf dem Stand von 2024 plus Inflationsausgleich finanzieren.
Wenn die Koalition es nicht schafft, einen Haushalt zu beschließen, wären die Folgen ebenfalls verheerend. Deshalb sind wir bereit für vertrauensvolle und vertrauliche Gespräche. Wir alle stehen in der Verantwortung dafür, dass die Verfassungsfeinde rechts außen keinen Einfluss bekommen. Anders als andere haben wir keine Illusionen: Die Brandmauer einreißen bedeutet, mehr Rechtsextremismus zu wagen. Nicht mit uns!“