Susanne Schaper: Bis jetzt nur 421 sächsische Anträge bewilligt — der Ostrenten-Härtefallfonds ist gescheitert!
Bis Ende Januar 2024 konnten Rentnerinnen und Rentner, die in der DDR berufstätig waren und nach 1990 um einen Teil ihrer Rentenansprüche gebracht wurden, eine einmalige Entschädigung aus einem Härtefallfonds beantragen. Wie aus der Antwort auf eine Schriftliche Anfrage des Linken-Bundestagsgruppenvorsitzenden Sören Pellmann hervorgeht, haben 168.054 Menschen Anträge gestellt. Im August 2024 hatte die zuständige Geschäftsstelle lediglich 12.045 Anträge beschieden und nur 1.534 Bewilligungen erteilt. Unter den ostdeutschen Bundesländern führt Sachsen mit 9.085 Anträgen die Liste an, von denen bisher 421 bewilligt und 2.006 abgelehnt worden sind.
Dazu erklärt Susanne Schaper, sozialpolitische Sprecherin der Linksfraktion:
„Der Härtefallfonds ist gescheitert — die Antragsbearbeitung dauert ewig, vor allem aber sind die Bedingungen so gestaltet, dass nur wenige Menschen die karge Einmalzahlung erhalten können. Geld bekommt nur, wessen Rente maximal 890 Euro beträgt. Das ist eine erneute Geringschätzung ostdeutscher Lebensleistung. Die Betroffenen haben ihr Leben lang gearbeitet und Beiträge gezahlt. Trotzdem haben ihnen alle Bundesregierungen der letzten drei Jahrzehnte einen Teil ihrer Rente vorenthalten – laut dem Runden Tisch Rentengerechtigkeit sind etwa 500.000 Menschen bislang um mehr als 40 Milliarden Euro an Rentenzahlungen gebracht worden. Das kann eine Einmalzahlung von 2.500 Euro nicht ausgleichen — schlimmer ist noch, dass die allermeisten Betroffenen leer ausgehen. Wir werden im Landtag weiter dafür eintreten, dass es einen echten Gerechtigkeitsfonds gibt!
Unsere Forderung nach einer Bundesratsinitiative für einen solchen Gerechtigkeitsfonds ist an der Kretschmer-Koalition gescheitert. Sie hat auch unsere Minimalforderung vom Tisch gewischt, dass Sachsen wie beispielsweise Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern oder Bremen der Härtefallfonds-Stiftung beitritt und die Einmalzahlung verdoppelt. Die CDU blockiert jedes noch so kleine Stück Gerechtigkeit für die Rentnerinnen und Rentner im Osten. Für 94 Prozent der Ostdeutschen ist die gesetzliche Rente die einzige Alterssicherung!“
Hintergrund
Als das westdeutsche Rentensystem auf Ostdeutschland ausgedehnt wurde, verloren hunderttausende Menschen einen Teil ihrer Rentenansprüche. Das betrifft etwa Beschäftigte aus wissenschaftlichen, technischen, pädagogischen, medizinischen und künstlerischen Berufen. Ehemalige Beschäftigte der DDR bei der Eisenbahn, der Post und in der Braunkohleveredelung sind dauerhaft schlechter gestellt als westdeutsche Kolleginnen und Kollegen. Besonders oft sind Frauen betroffen, beispielsweise Angestellte im Gesundheitswesen oder die nach DDR-Recht Geschiedenen.