Regierung sieht den Sozialbericht nicht als Handlungsauftrag – geringe Einkommen sind das Hauptproblem
Zum heute vorgestellten 2. Sozialbericht für Sachsen erklärt Susanne Schaper, Sprecherin der Linksfraktion für Sozialpolitik:
„Es ist gut, dass unsere Forderung nach einer Sozialberichterstattung inzwischen umgesetzt wird. So räumt die Staatsregierung wenigstens die drängenden sozialen Probleme in Sachsen ein, die wir schon lange kritisieren. Allerdings bleibt weiter offen, was die Regierung wirklich zu tun gedenkt, und der Berichtszeitraum ist mit 14 Jahren derart lang, dass viele Fortschritte kaum überraschen.
Die demografische Entwicklung ist seit vielen Jahren ebenso bekannt wie der Umstand, dass wir wesentlich mehr Pflegeplätze brauchen. Allerdings schlummern viele praxisnahe Empfehlungen der Enquete-Kommission zum Thema Pflege weiter in der Schublade. Die Einkommen der Beschäftigten sind zwar gestiegen, aber immer noch zu niedrig. Ihre Arbeitsbelastung ist weiterhin zu hoch. Der große Wurf Pflege-Vollversicherung, in die alle einzahlen und die alle absichert, fehlt weiter und wird auch aus Sachsen nicht vorangetrieben.
Es ist erfreulich, dass immer mehr sächsische Kinder in einer Kita betreut werden. Gar nicht erfreulich sind jedoch die horrenden Eigenanteile, die den Eltern abverlangt werden und die zusammen mit den Verpflegungskosten schnell hunderte Euro im Monat ausmachen. Wir schlagen vor, die Familien zu entlasten – mit einer kostenlosen Mittagsversorgung in Kitas und Schulen sowie der Reduzierung der Elternbeiträge für die Kitas.
Die in Sachsen niedrigen Einkommen bleiben das gravierendste Problem, das die Staatsregierung aber auch nicht angeht. Seit Jahren soll das Vergabegesetz modernisiert werden, darauf warten wir aber weiter vergeblich. Staatliche Aufträge und staatliches Geld dürfen nur noch an Unternehmen fließen, die ihre Leute anständig bezahlen und behandeln. Auch die Sonntagsreden über die zu geringe Tarifbindung sind nichts wert, solange die Regierung untätig ist. Die Beschäftigten der Riesaer Streikwaren-Werke haben mehr für ein höheres Lohnniveau getan als die ganze Koalition.“