Es führt kein Weg an echten Impfzentren vorbei – hätte nie gedacht, dass es beim Impfen nochmal hapern könnte
Zur Pressekonferenz des Sozialministeriums bezüglich der Impfkampagne in Sachsen erklärt Susanne Schaper, Sprecherin der Linksfraktion für Gesundheitspolitik:
„Ich hätte nie gedacht, dass es bei den Corona-Schutzimpfungen in Sachsen nochmal hapern könnte. Die Staatsregierung müsste doch aus den Erfahrungen gelernt haben – das hat sie aber nicht. Sie arbeitet wie ein Winterdienst, der Ende Januar Streusalz bestellt und vorher vom Eis überrascht wird. Selbstverständlich ist das Interesse an der Schutzimpfung schlagartig gewachsen, aber das war absehbar. Bei einem geringen Infektionsgeschehen wie im Sommer ist die Nachfrage niedrig, bei einem eskalierenden Infektionsgeschehen steigt sie schnell. Seit vielen Monaten ist zudem die Rede davon, dass Auffrischungsimpfungen in der Breite nötig werden. Die Staatsregierung war darauf nicht vorbereitet. Sie hätte sich aber seit Monaten darum kümmern müssen. Ich bin auch deshalb enttäuscht, weil wir davor gewarnt hatten, die Impfzentren so früh und definitiv zu schließen.
Die heutigen Ankündigungen der Gesundheitsministerin sind enttäuschend. Sachsen wird immer noch keine echten Impfzentren eröffnen. Zwar soll es etwas mehr mobile Teams mit festen ‚Impfstellen‘ geben, aber diese werden deutlich weniger Menschen gleichzeitig impfen können als die früheren Impfzentren mit mehreren Impfstrecken. Bis diese Kapazitätserhöhung wirkt, sollen zudem noch zwei Wochen vergehen. Und selbst wenn dann wird die Kapazität nicht ausreichen, um gut durch den Winter zu kommen. Die Hausarztpraxen werden dieses Defizit nicht ausgleichen können, denn viele von ihnen arbeiten bereits jetzt an oder jenseits der Überlastungsgrenze. Wer sich dort um einen Impftermin bemüht, wird schon jetzt oft auf Januar vertröstet. Viele Bürgerinnen und Bürger haben zudem gar keine Hausärztin und keinen Hausarzt.
Es müssen wieder Impfwillige weggeschickt werden, oft nachdem sie stundenlang in der Warteschlange ausgeharrt haben. Das enttäuscht viele Menschen, die bereit sind, an der Eindämmung der Pandemie mitzuwirken. Mehr als 2,3 Millionen Sächsinnen und Sachsen sind doppelt geimpft, die meisten dürften auch die Auffrischungsimpfung wünschen. Bei vielen ist die Wartefrist jetzt oder schon bald verstrichen – sie beträgt je nach Impfstoff drei bis sechs Monate nach der zweiten Schutzimpfung. Es ist zynisch, dass derzeit mit Großflächenplakaten für die Schutzimpfung geworben wird. Es führt kein Weg an echten Impfzentren mit mehreren Impfstrecken vorbei!“