Staatsregierung muss öffentlich für Impfstoff-Zwangslizenzen streiten und eine Exit-Strategie vorlegen

Susanne Schaper, Sprecherin der Links­frak­tion für Gesund­heits- und Sozialpoli­tik, erk­lärt zum heuti­gen Coro­na-Bericht der Staat­sregierung im Land­tagsplenum:

„Die Eindäm­mungs-Maß­nah­men greifen, aber schwäch­er und langsamer als nötig. Es wäre kein guter Weg, sie bei sink­enden Zahlen zügig zu lock­ern und es ein­fach in Kauf zu nehmen, dass die Zahlen schnell wieder steigen. Sach­sen braucht eine wohldurch­dachte Exit-Strate­gie und keinen Ver­wirrplan! Wir alle wollen Licht am Ende des Tun­nels sehen. Zudem ist bessere Vor­sorge nötig – in Form von Investi­tio­nen in Kranken­häuser, dig­i­tale Infra­struk­tur und Luft­fil­ter­an­la­gen.

Die Voraus­set­zung für eine Exit-Strate­gie ist, dass das Impfen funk­tion­iert. Die Staat­sregierung hat sich nicht mit Ruhm bek­leck­ert, obwohl sie das Chaos nicht allein ver­ant­wortet. Die 13 Impfzen­tren kosten 75 Mil­lio­nen Euro – für die 80 säch­sis­chen Kranken­häuser standen 2019 und 2020 jährlich 135 Mil­lio­nen Euro zur Ver­fü­gung. Somit schla­gen pro Impfzen­trum rund 5,76 Mil­lio­nen Euro, pro Kranken­haus 1,69 Mil­lio­nen Euro im Jahr zu Buche. Hätte Sach­sen ein Lan­des­ge­sund­heit­samt, kön­nte dieses mit den Kom­munen das Impfen organ­isieren, ohne dass wir auf einen exter­nen Dien­stleis­ter angewiesen wären. Das aber hat die CDU ver­hin­dert und auch son­st in den let­zten Jahren den Öffentlichen Gesund­heits­di­enst herun­tergewirtschaftet. Fol­glich sind die Gesund­heit­sämter nicht in der Lage, die Imp­fun­gen durchzuführen. Weshalb man die Hausarzt­prax­en nicht früher ein­bezieht, erschließt sich mir nicht  – die Küh­lung des Impf­stoffs wäre ein lös­bares Prob­lem, wie Bion­tech im Dezem­ber mit­geteilt hat. Zudem sind immer noch viel zu wenige Impfteams unter­wegs. Und: Während andere Bun­deslän­der ihre betagten Bürg­erin­nen und Bürg­er anschreiben, um sie zu informieren, müssen in Sach­sen tausende Söhne und Töchter, Enke­lin­nen und Enkel per Tele­fon und Com­put­er einem der raren Impfter­mine nach­ja­gen. Das alles ist unbe­friedi­gend.

Ich wün­sche mir fern­er von der Staat­sregierung, dass sie sich öffentlich für Zwangslizen­zen im Paten­trecht ein­set­zt. Die Impf­stoffe gibt es nur, weil die öffentliche Hand jahre­lang in Forschung investiert hat – ohne diese Sub­ven­tion­ierung aus Steuer­mit­teln wären die Phar­maun­ternehmen nicht in der Lage gewe­sen, so schnell Impf­stoffe zu entwick­eln. Umso wichtiger ist es, jet­zt wirtschaftliche Inter­essen hin­tanzustellen und vor allem dafür zu sor­gen, dass mehr Impf­stoff pro­duziert wer­den kann. Gegen­mit­tel gegen ein weltweit ver­bre­it­etes, poten­tiell tödlich­es Virus kön­nen doch nur Geme­ingüter sein. Prof­ite dür­fen nicht wichtiger sein als Men­schen­leben! Wir haben keine Zeit mehr – nicht zulet­zt weil Fak­toren wie Armut, beengte Lebensver­hält­nisse und chro­nis­che Erkrankun­gen die Wahrschein­lichkeit eines schw­eren Covid19-Krankheitsver­laufs erhöhen.“

Pressemit­teilung bei Links­frak­tion Sach­sen